Kreativ arbeiten: 3 Schreibtisch Alternativen

Wo hast du als Kind eigentlich deine Hausaufgaben erledigt? Bei mir war es jedenfalls nie der Schreibtisch. Es war entweder der Esstisch im Wohnzimmer, Omas Terrasse, im Sommer das Freibad, wo auf der ganzen Wiese Äpfel lagen, und im Winter kritzelte ich meine ungeliebten Formeln bäuchlings liegend auf dem Sofa, eingewickelt in eine Decke. Davon war außer mir niemand in der Familie allzu begeistert – “wir haben dir doch so einen tollen Schreibtisch gekauft”. Ich pflege bis heute eine leidenschaftliche Abneigung gegen den spezialisierten Arbeitsplatz mit vier Beinen und frage mich: Braucht man in einer Zeit, in der man geschätzt 90% seiner Arbeit an mobilen Geräten erledigt, wirklich noch einen festen Schreibtisch?
Dieser Artikel richtet sich vor allem an Festangestellte, die den Tag im Büro verbringen und den Arbeitsplatz zuhause nur für die private Organisation oder das Hobby benutzen. Ein Student oder Freiberufler braucht vermutlich ein festes Home Office, wo Sachen auch mal liegen bleiben können und nicht der Suppentellerrand auf dem Papier kleben sollte. Aber ich?
Für mich war der Schreibtisch nach 8 bis 12 Stunden in der Agentur immer eher ein optisches Druckmittel als eine Bereicherung. Du wolltest doch noch was für den Blog machen! Und wann bearbeitest du endlich die Bilder? Ui, was macht dieser dicke Papierstapel da, sortierst du den bald mal ein? Die paar Male, an die ich mich erinnern kann, meinen Schreibtisch (am Wochenende) benutzt zu haben, habe ich das eigentlich nur aus einem Pflichtgefühl heraus getan. Weil man das so macht. Weil man beim Arbeiten aufrecht sitzen, alles andere wegräumen und sich konzentrieren soll. Das klingt nicht nach Freizeitspaß und Herzenshobby, oder? War es auch nicht, denn egal welcher Beschäftigung ich an dem Teil nachging – nach einer halben Stunde bis Stunde hatte ich keinen Bock mehr und wollte doch lieber im Bett rumhängen. Produktivität? Zu unbequem.
Letztendlich habe ich dem Schreibtisch bei meinem letzten Umzug innerhalb der Wohnung das Bleiberecht aberkannt. Innerhalb eines Nachmittags hatte ich ihn über ebay Kleinanzeigen für ein paar Euro los. Und ich bin so erleichtert! Hier sind drei Alternativen zum Schreibtisch, die ich schon immer so nutze – und nun auch ohne schlechtes Gewissen, denn ich habe ja leider keinen Schreibtisch mehr! Ha!
Für alles, was anfällt.
Ein Vorteil am Erwachsenwerden ist ja, dass man fast zwangsläufig mehr eigenen Raum hat, in dem niemand meckern kann. Neben dem Schreibtisch in meinem Zimmer stehen mir zumindest die Hälfte eines Küchentisches und die Hälfte eines Balkontisches zur Verfügung. Und dort plane ich selbst! Ich weiß, wann der Suppentopf auf den Tisch muss, und kann mich danach richten. Oder einfach mal woanders essen, falls es doch nicht gereicht hat. Die beiden Tische im Haus sind die Allround-Alternativen für jede Aufgabe, außer vielleicht die ätzend lange Steuererklärung, die man dann doch in Etappen veranstalten müsste.
Für entspanntes Arbeiten.
Ah, mein Liebling! Nachdem ich den ganzen Tag in der Agentur mehr oder weniger aufrecht an einem Monster von Schreibtisch saß, kann ich es mir abends oder am Wochenende gut erlauben, auch dann ein bisschen zu lümmeln, wenn ich noch einen Blogartikel schreibe, Fotos bearbeite oder irgendetwas organisiere. Musik an und los geht’s. Netflix geht auch nebenbei, wobei ich das für eine #guiltypleasure halte, die den Kopf matschig macht. Aber nichts ist im Herbst schöner, als dick eingewickelt im Bett zu sitzen und zu schreiben, während der Hamburger Regen an die Fensterscheibe prasselt.
Für kurze Arbeitsphasen, die einfach mehr Platz brauchen.
Einer meiner liebsten Arbeitsplätze ist der Boden. Zugegeben – das ist nichts für jedermann und sicher nicht dafür geeignet, 8 Stunden am Stück zu arbeiten. Aber zwischendurch tut es gut, den Körper mit ein paar natürlichen Dehnübungen herauszufordern und irgendwie ganz bei sich zu sein, während man um sich einfach viel mehr Platz zur Verfügung hat als am Schreibtisch. Ich sitze besonders gerne für Bastelarbeiten am Boden; im Schneidersitz, mit ausgestreckten Beinen, kniend oder seitwärts; manchmal sogar auf dem Bauch liegend. Tipp: Zwischendurch mal aufstehen, sich strecken und eine Runde spazieren gehen, damit der Rücken nicht protestiert.
Meine Materialien und Ordner habe ich übrigens in meinen Bettkästen organisiert. Für mich ein perfekter Raum, um wirklich alles unterzukriegen.
Wo arbeitest du am liebsten? Bist du ein Schreibtisch-Verfechter? Oder sitzt du sogar gerne in einem lauten Café mit Wlan?
19 Comments
Ich bin da ganz deiner Meinung! Ich mag es auch überhaupt nicht an einen bestimmten Ort sitzen zu müssen,.. Fühlte sich immer an wie Strafe, “Sitzen MÜSSEN”, angefesselt und unbequem. Und das ständige Gefühl zu haben, an der Wand zu kleben und einsam zu sein. So ist es doch viel schöner in offene Räumlichkeiten zu sitzen oder gar zu liegen. Überblick zu haben, nicht eingeengt zu sein, eine andere Übersicht zu haben, anderen Lichteinfall, oder auch im Garten Sonne, Luft und Natur während dessen zu tanken.
Mein Schreibtisch wurde nur als Deko oder Ablageort von Dingen genutzt, die ich eigentlich nicht gebraucht habe. Er nahm viel Platz und demnach dann auch Freiheit weg. Die Freiheit, die mein kleiner Raum (Zimmer) eigentlich zum Atmen bräuchte, anstatt zu verstauben. Immer wieder hab ich das Ding umgestellt, das brachte natürlich auch nicht viel. Zudem, weil ich einfach selbst kein Mensch bin der stur und punktuell an einem Ort sitzen bleibt. Zwischendurch brauch ich auch mal eine schöne Aussicht, in der ich mal abschweifen kann.
Demnach hab ich mich vor circa einen Monat entschieden, den SCHREIbtisch zu zerlegen (inklusive Stuhl) und zum Wertstoffhof zu fahren.
Schon geht es mir besser und der Platz ist jetzt auch besser genutzt.
Liebe Verena,
das kann ich so gut nachvollziehen! Ich habe es zuvor auch ewig mit Umstellen probiert… mein jetziges Zimmer wäre nicht halb so schön und frei geworden, hätte ich den Tisch noch reingequetscht.
Hey, schöne Alternativen! Mich hat mein Schreibtisch während meiner Masterarbeit auch ziemlich unter Druck gesetzt, deshalb habe ich einen Großteil der Arbeit in der Küche geschrieben. =D War sehr effektiv. Danach habe ich mich als Freelancer langsam wieder an meinen Schreibtisch rangetraut, ihn aber vorher freigeschaufelt und mit ‘ner Kerze, Pflanze und ‘nem Tee fühl ich mich hier wohl. 🙂 Auf dem Boden kann ich mir Bastelarbeiten (und bisher Puzzle) auch gut vorstellen, ist nur auf Dauer blöd für den Rücken. 😛 Liebe Grüße, Anne
Oh ja mir ging es auch immer so. Hausaufgaben auf dem Schreibtisch? Der war doch nur Ablageort! Meist habe ich meine Aufgaben auf dem Boden mit meinem Mäusen gemacht oder im Bett 😀
Heute schreibe ich nur noch Hausarbeiten am Schreibtisch… bzw in der Bib. Und Bildbearbearbeitung manchmal noch, wenn ich eine ordentliche Maus brauche 😀
LG Conny
http://fortunamajor.de/
Hausaufgaben in der Kindheit? – Also früher war es der Küchen- oder mein Schreibtisch (Grundschule), dann der Boden morgens in der Schule auf dem Flur für ca. 3-4 Jahre 😉
Anschließend wurde mir dann mein Schreibtisch heilig und da lerne ich auch heute noch. Jeder andere Platz ist für mich einfach ungeeignet, ich brauche meine “sichere” Umgebung, mit meinem immer-drin-Radiosender, dem vielen Platz und den Stiften da, wo sie immer sind. Wo anders kann ich gar nicht richtig lernen…
Einen Küchen- und Balkontisch habe ich in meiner eigenen Wohnung auch zur freien Verfügung, aber ich nutze beide nie. Für mich gibt es nur den Schreibtisch – zum Essen, Lernen und auch zum Entspannen (Blogs lesen ;)).
Das Bett habe ich jahrelang auch geliebt zum Bloggen, aber jetzt will ich da nur noch hin, wenn ich wirklich schlafen muss (will). Ich weiß gar nicht, wie das kommt… aber Tische sind mir einfach lieber, weil man auch mal Zettel nebendran liegen haben kann (auf denen man auch schreiben kann ;)) oder eben ein Teller mit Snacks bereit stehen kann. Und wenn das Glas umkippt, ist nicht das Bett nass 😀 Das passierte mir nämlich, als mich die nicht funktionierende Heizung ins Bett bewegte zum Bloggen… eine falsche Bewegung und das Glas fiel vom Nachtschränkchen auf mein Bett, sodass ich dann abends auf der anderen Betthälfte, bei Gesamtbreite von 90cm, schlagen musste 🙁
Den Boden mag ich aber ab und zu doch – zum Nähen (Zuschnitt, Planung) und um Fotos für Blogposts zu schießen 😉
Liebe Grüße
Alternative 2 und 3 nutze ich am häufigsten, wobei im Bett arbeiten natürlich am bequemsten ist. 🙂 Ich mag es einfach weich und warm. Da kann ich besser denken.
tolle Alternativen 🙂 früher hab ich auch nie am Schreibtisch gearbeitet – das war eher Ablage und Sammelplatz für lose Besitztümer. Für mein Studium hab ich mir jetzt aber doch einen Schreibtisch geholt, mal schauen ob ich ihn wirklich nutz..
Liebe Grüße, Dunja
Lustig, dass das so vielen so geht – der Schreibtisch war bei mir auch nur eine getarnte Müllhalde bzw. der Aufschubplatz für alles!
Ach was für ein cooler Post!
Ich sehe das genauso wie du – ich kann auch super gut in Cafes arbeiten, weil ich mir da das Ambiente je nach Stimmung aussuche. Aber auf dem Boden liebe ich es auch zu arbeiten – dort dann abends mein Bullet Journal designen, ein neues Freebie für den Blog oder auch mal etwas komplett anderes.
Weißt du an welchen Spruch ich bei deisem Blogpost denken muss? “Think outside the box”.
xx Ana http://www.disasterdiary.de
Das ist ein Zitat, mit dem ich mich oder meine Arbeit sehr gerne assoziieren lasse! Vielen Dank!
Ich kann leider nirgends anders arbeiten als an meinem Schreibtisch. Vielleicht mal ne Mail schreiben oder einen Text… aber für die Retusche tut es leider kein anderer Platz. Nicht mal draußen geht wirklich, weil ich dann oft ein Problem mit dem Licht und der Helligkeit vom Bildschirm habe… schon ein wenig traurig. 😉
Stimmr, draußen geht echt nur ein bisschen tippen; Bildbearbeitung ist in der Sonne komplett aussichtslos :/
xx
Ich lese das gerade als Arbeitspause auf dem Flachdach meiner Wohnung – soviel zum Schreibtisch 😀 Ich bin auch jemand der häufig auf dem Boden oder am Esstisch arbeitet, außerdem haben wir so einen Stehtisch von Ikea mit Barhocker, den ich auch sehr angenehm finde, weil man im Stehen ja sonst auch meistens eher nicht arbeitet. Auf der Yogamatte kommt es bei mir auch häufiger vor … Mein Freund lacht mich immer aus (ähem, an, natürlich!) weil er nur zwei Plätze hat: Schreibtisch oder Bett. Und ich arbeite überall und meistens auch noch alle 20 Minuten woanders 😉 Meine Masterarbeit hab ich zum Großteil in der Kantine von Ikea geschrieben, weil ich mich gut konzentrieren kann, wenn es total laut um mich herum ist. Und natürlich als Ostseekind – immer, immer, immer am Meer, denn da geht eh alles am besten (naja, alles, außer das Internet!) <3
Die Ikeakantine ist bisher eindeutig der Gewinner unter den Kommentaren 😀 Richtig lustige Vorstellung! Und das Flachdach hätte ich heute auch zu gerne gehabt – in Wirklichkeit ist es montags bis freitags zurzeit leider das Kellerbüro
xx
Liebe Sabine!
Die Sache mit dem Boden für kreative Projekte kann ich sehr gut nachvollziehen – das habe ich als Kind schon immer so gemacht und es mir irgendwie auch nie wieder abgewöhnt. Wie man auf einer Staffelei malen kann, ist mir bis heute ein Rätsel. 😀
Sobald es ans Basteln, Malen oder solche Dinge geht, verfrachte ich mich und das entsprechende Material umgehend auf den Fußboden.
Schreiben kann ich hingegen nur an Tischen – wobei ich mich von einem konventionellen Schreibtisch auch mittlerweile verabschiedet habe. Wir haben zwar einen im Arbeitszimmer stehen (der “gehört” aber offiziell meiner besseren Hälfte), doch ich arbeite irgendwie immer am Esstisch im Wohnzimmer. Und hatten wir vor einem Jahr noch fest im Kopf festgemustert, dass man ja einen ordentlichen Schreibtisch braucht, bin ich nun sehr froh, dass wir keinen weiteren gekauft haben (was wir idiotischerweise erst vorhatten). 🙂
Im Bett kann ich übrigens gar nicht arbeiten – das Bett ist für mich zum Lesen und Faulenzen da, nicht zum Produktivsein. 😉
Liebe Grüße
Jenni
Ieh, Schreibtisch. Am liebsten auf dem Bett ausgebreitet, und meine Mutter könnte sich heute noch drüber die Haare raufen. *lol*
Heute in der eigenen Wohnung mache ich meinen Kram am Esstisch. Für den kreativen Kram habe ich einen eigenen Tisch in meinem Zimmer stehen, das geht da auch sehr gut. Das könnte ich nicht auf dem Boden, wäre mir zu unbequem. xD
Ich hab tatsächlich noch einen kleinen Minischreibtisch im Zimmer, obwohl ich ihn kaum benutze. Aber wenn ich mal Lust habe, bin ich wirklich froh, nicht auf dem Boden sitzen zu müssen. Tatsächlich kann ich dort manchmal einfach viel produktiver schreiben oder recherchieren, als im Bett. Und wahrscheinlich behalte ich ihn auch, weil ich mich außer auf mein Bett sonst nirgends hinsetzen könnte.