5 Dokumentationen, die die Welt sehen sollte

Es ist einfach, neue Dinge anzustreben. Gewissermaßen liegt es in der Natur, dass wir immer auf etwas hinarbeiten, gute Vorsätze fassen, uns auf etwas freuen, dass wir immer etwas besser machen wollen. Für konkrete Ziele wie den nächsten Urlaub ist der Einsatz relativ einfach und passiert fast automatisch – man weiß ja, wofür, und kann das Ergebnis fast schon greifen. Für Ziele, die so abstrakt sind wie Umweltschutz, ist es schwieriger, sich zu disziplinieren. Hier musst du dein WARUM kennen.
Es ist das, was dich in schwachen Momenten auf der Spur hält und dich immer wieder daran erinnert, dass du etwas verändern wolltest. Veränderung nicht nur just because oder weil es sich so gehört, sondern echt. Aus Überzeugung. Den emotionalen Support hole ich mir aus Gesprächen mit meiner besten Freundin, aus dem Plastikmüll der noch immer in meiner Küche anfällt, vom Besuch auf dem Bauernhof. Wenn ich mein Warum erinnern oder mit neuem Wissen updaten will, schaue ich Dokumentationen zum Umweltschutz. Und das würde ich wirklich jedem empfehlen!
Zusammen mit National Geographic reist UN-Friedensbotschafter Leonardo DiCaprio um die Welt. Angefangen beim Drehort für seinen Oscar-Film The Revenant zeigt er die Stellen der Erde, an denen jetzt schon kurz vor knapp ist. Und die Stellen, an denen das die wenigsten interessiert. Die aber trotzdem betroffen sein werden, wenn der Meeresspiegel an der Ostküste noch weiter steigt. Miami bald völlig überflutet? Die Doku schenkt Umweltexperten aus aller Welt Gehör. Before The Flood ist eine der umfassendsten Dokumentationen, die es zurzeit zum Thema Umwelt – besonders zum Klimawandel – gibt. Der Film ist aufklärend, kritisch, erschreckend und tragisch-schön anzusehen. Gleichzeitig motiviert er. Das Ruder doch noch herumzureißen wird schwer. Aber es ist noch nicht unmöglich. Die verschiedenen Perspektiven, die aus allen mögliche Ländern einfließen, machen den Film zu einem Must See für die ganze Welt – besonders aber für den Westen. Es gibt da etwas, das wir gemeinsam lernen und anpacken müssen…
Zur offiziellen Website: Before the Flood
Zurzeit verfügbar auf: – (kann z.B. bei iTunes für 10€ gekauft oder bei Amazon Video für 4€ geliehen werden)
Ich wusste immer, dass im Meer zu viel Plastik schwimmt. Ich habe irgendwann gelernt, dass leider nicht alles, was wir in deutschen Haushalten brav “recyceln”, auch wirklich recycelt wird. Aber wie viel Plastik wir wirklich produzieren, wie lange wir es schon tun und wie das anderswo auf der Welt ganz real aussieht – das wurde mir erst klar, als ich den Pionierfilm Plastic Planet sah. Ohne weitere Worte: Wer diesen Film nicht gesehen hat, hat etwas verpasst, das wir auf keinen Fall verpassen sollten.
Zur offiziellen Website: Plastic Planet
Zurzeit verfügbar auf: Bundeszentrale für politische Bildung
Ein bisschen spezieller ist der dritte Film auf der Liste: Er dreht sich um Lebensmittel. Die österreichische Doku Hope for All beginnt mit den inzwischen recht bekannten gesundheitlichen Vorteilen von pflanzlicher Ernährung. Ein amerikanischer Arzt erklärt, welchen Einfluss das von ihm vorgeschlagene Ernährungsprogramm auf seine Herzpatienten hat. Während man diesen ersten Teil, je länger er andauert, gerne mit einem Schritt Abstand bewerten darf, ist dieser Abstand im nächsten Teil kaum mehr möglich. Die Bilder der absolut routinierten Tierquälerei – und “Quälerei” erscheint mir hier fast noch als Euphemismus – drehen wohl jedem den Magen um. Das wahre, widerwärtige Gesicht der Massentierhaltung wird hier so hart entblößt, dass ich mich beim Anschauen mehrfach gefragt habe, wieso der verdammte Kameramann nicht eingreift. Die Szenen spielen nicht irgendwo in Timbuktu, sondern ziemlich genau vor unserer Haustür, nämlich in ganz “normalen” Mastbetrieben. Es kann passieren, dass einem nicht nur kurz der Appetit auf tierische Produkte vergeht.
Zur offiziellen Website: Hope for All
Zurzeit verfügbar auf: Amazon Video
Mein ganz persönlicher Favorit unter den “Warum Fleischessen scheiße ist” Dokus. Wieso? Weil sehr wenig mit emotionalen Tierbildern und sehr viel mit konkreten Fakten und Zahlen gearbeitet wird, die sich auf ein größeres Bild beziehen. Mindestens genauso sehr wie um das Tierleid geht es in Cowspiracy um die Auswirkung der Massentierhaltung auf die Erde und ihre menschliche Bevölkerung; sowie um die politische und wirtschaftliche Dimension einer Debatte, die einfach nicht ins Rollen kommt. Ich sage nicht, dass das der bessere Argumentationsweg ist. Ich habe nur festgestellt, dass verschiedene Menschen verschiedene Trigger brauchen, um wirklich umzudenken. Während hochemotionale Videos von Tierquälerei mich natürlich auch extrem verstören, kann ich mich am mehrdimensionalen “großen Ganzen” dauerhafter festhalten – und es auch eloquenter gegenüber anderen vertreten.
Zur offiziellen Website: Cowspiracy
Zurzeit verfügbar auf: Netflix
Schluss mit dem Meckern – anfangen mit den Maßnahmen! Die Doku Tomorrow will vor allem eins: Weg von dem Gedanken, dass Umweltschutz Verzicht und Verschlechterung für die Menschen bedeutet, und hin zu konkreter Motivation für eine bessere Welt. Für eine Erde, die uns erhalten bleibt, und die uns überleben lässt. Tomorrow portraitiert Menschen, die die Umwelt kreativ nutzen und auf sie aufpassen. Eine Farm in Detroit, die die Stadt versorgen soll, eine Initiative zweier Frauen in einer englischen Stadt, die Lebensmittel an öffentlichen Plätzen anbaut. Und Nahrung damit zum Thema für alle macht. Besonders die Agrarökologie mit manuellem Anbau und Permakultur, erneuerbare Energien, Fortbewegungsmittel und moderne Städte, das aktuelle Wirtschaftsmodell und seine Alternativen werden zum Thema. Ich denke, ich muss die Doku noch ein oder zwei Mal anschauen, bis ich wirklich alle Details verstanden habe – was auch an den Ausschnitten liegt, die nur auf Französisch mit deutschen Untertiteln laufen. Tomorrow ist inhaltlich und sprachlich einer der anspruchsvolleren Filme. Aber ich finde, auch das kann einen guten Dokumentarfilm ausmachen: Dass man ein bisschen nachdenken und auch hier und da eine eigene Bewertung treffen muss.
Zur offiziellen Website: Tomorrow – Der Film
Zurzeit verfügbar auf: Amazon Video
2 Comments
Liebe Sabine,
da hast du eine tolle Sammlung an sehr empfehlenswerten Dokus zusammengestellt, die ich absolut so unterschreiben kann!
Besonders gefallen hat mir “Tomorrow”, weil da eben nicht nur die Probleme, sondern auch Lösungsmöglichkeiten gezeigt werden und Hoffnung gemacht wird, dass wir eben doch alle etwas verändern können – und nicht die kleinen, passiven und gesteuerten Konsument*innen bleiben müssen. Das hat mir viel Mut gemacht.
Und ich glaube, manchem ist das mehr Ansporn, etwas zu ändern und anzupacken, als “nur” die Fakten präsentiert zu bekommen – wobei das die anderen, wirklich guten Filme nicht schmählern soll. Die sind auch alle jeden wissenstechnisch gefüllten Abend wert!
Liebe Grüße
Jenni
Die Einleitung ist dir echt gut gelungen – Umweltschutz ist wirklich so vielfältig, dass man da ein wenig darüber nachdenken muss, was man neues tun kann, um dem Ziel näher zu kommen – Man muss ja erst mal für sich eine Antwort darauf finden, welche Hauptziel man hat und welche Nebenziele es zusätzlich gibt.
Das mit dem Warum merke ich auch immer wieder – da ich ja z.B. keine Neuware bei Kleidung mehr kaufe und das seit 1,5 Jahren strikt durchziehe – weil ich die Pestizidbelastung und den Wasserverbrauch sowie die Ausbeutung der Näher nicht okay finde. Beim Käse fällt es mir aber viel schwerer, nur Bio zu kaufen, weil ich mich da frage, ob nicht Käse direkt vom konventionellen Erzeuger immer noch sinnvoller ist als Bio aus dem Supermarkt (Plastik!!). Oder will ich Bio-Milch anonym im Dicounter mitnehmen oder mir persönlich den Liter vom Landwirt abfüllen lassen, wo ich täglich sehe, dass die robuste Kuhrasse auf der Weide steht von morgens bis abends? Hier gewinnt für mich der Landwirt gegenüber meinem Bio-Vorsatz.
Mit meiner Schwester und Mama kann man sich über dieses Thema toll unterhalten – aber oft sind es doch auch bei mir Dokus oder Youtuber, die mich ans warum erinnern – Neben tollen Bloggern wie dir, Anne und Jenni zum Beispiel.
Plastic Planet kenne ich zum Beispiel schon – zufällig habe ich den gerade vor 3 Tagen erst erneut geschaut 😉
Hope for All würde ich sehr gern sehen, aber leider kann ich mir das gerade nicht leisten… Das Pony war diesen Monat noch teurer als sonst.
Cowspiracy ist ja auch echt berühmt – und ich kenne auch diese Doku leider noch nicht. Dass hier nicht nur Tierleid sondern auch andere Aspekte beleuchtet werden, spricht echt für die Doku – denn es ist immer besser, wenn man mehr unterschiedliche Gründe für ein Handeln / Nicht-Handeln hat. Irgendwann möchte ich die Doku also unbedingt noch sehen.
Tomorrow klingt auch toll – nahezu genial. Ich finde es nämlich immer toll, wenn mir jemand Möglichkeiten aufzeigt. Ich weiß nämlich, dass bei mir vieles suboptimal läuft, aber nicht, wie ich dagegen vorgehen kann, ohne mein Leben viel zu umständlich und gesellschafts-unfähig werden zu lassen. Schade, dass es hier nur Untertitel gibt… aber immerhin!
Liebe Grüße