Wenn du reduzierst und ausmistest, sei es zum ersten oder zum hundertsten Mal, sitzt du irgendwann vor einem Berg von Dingen, der “Vielleicht” heißt und dich ganz fürchterlich quält. Er ist der Knackpunkt des Prozesses; hier entscheidet sich, ob du wirklich etwas an deinem vollgestopften Umfeld änderst oder nicht. Beim Vielleichtberg handelt es sich um eine im Ausmistprozess tendenziell immer größer werdende Anhäufung all jener Dinge, die du eigentlich nicht mehr wirklich besitzen willst, die sich aber auch nicht ohne Zögern in den Müllsack befördern lassen. Denn der Gedanke, sie wegzuwerfen, bereitet dir ein schlechtes Gewissen. Und so sitzt du vor deinem Berg und legst dir Ausreden zurecht, um es nicht tun zu müssen. Das Problem ist nur: Je mehr Vielleichts du auf diese Weise behältst, desto schwächer werden deine Entscheidungskraft und dein Erfolgserlebnis im gesamten Prozess. Hier kommen drei häufige Ausreden beim Ausmisten, die du auf keinen Fall ungefiltert zulassen solltest…

1. Das brauche ich bestimmt irgendwann nochmal!

Wofür? Weißt du nicht? Dann sofort weg damit. Du kannst mindestens 3 Verwendungen aufzählen? Gut. Aber sei an dieser Stelle ehrlich zu dir: Wie wahrscheinlich ist es, dass auch nur eine davon eintritt – und dass das Objekt bis dahin noch gut erhalten ist? Und wenn es so weit kommen sollte, würdest du es dann gerne verwenden oder nur als Notbehelf, weil es halt noch da wäre? Brauchst du es in der fiktiven Situation überhaupt wirklich? Willst oder musst du es wirklich für diesen einen Sonderfall behalten – oder ist es dein Gewissen, das dich hier gerade in die Knie zwingt?

2. Das war aber so teuer!

Aha. Und zahlt es dir jetzt Miete? Wenn nicht, bekommst du nicht einen einzigen Cent dadurch zurück, dass du das Ding weiter bei dir rumliegen lässt. Nichts. Nada. Dein Geld ist weg. Wenn das Objekt ausgedient hat – toll, es war die Investition wert! Wenn es ein Fehlkauf war – hör auf, zu glauben, dass du deinen Fehler ausbügeln kannst, indem du dich länger damit quälst. Let it go! Jemand anderes freut sich vielleicht darüber. Du willst es nicht für viel weniger verkaufen, als du es selbst gekauft hast? Ein bisschen Schwund ist immer; und wieso eigentlich so missgünstig? Selbst wenn du es verschenken “musst”: Du gibst etwas Wertvolles zurück in den Kreislauf, an jemanden, der dafür keinen Schrott kauft und keine neuen Ressourcen verbraucht. Nichts daran ist schlecht. Und Dinge, die wirklich niemand mehr braucht? Braucht niemand mehr.

3. Das war ein Geschenk, das muss ich behalten!

Was ist eigentlich der Sinn des Schenkens? Jemandem eine Freude zu machen, richtig? Wenn du keine Freude (mehr) an einem Geschenk hast, hat niemand etwas davon, wenn du es behältst. Das Schenken ist eigentlich in dem Moment vorbei, in dem du das Geschenk erhalten hast. Ein Geschenk bindet dich in keinster Weise an das dazugehörige Objekt. Es ist jetzt deins und du kannst damit machen, was du willst. Natürlich wäre es barbarisch, es in den nächsten Mülleimer am Straßenrand zu werfen. Du spürst instinktiv, dass etwas, das dir mit Achtsamkeit und vielleicht sogar Liebe gegeben wurde, auch den entsprechenden Anstand verdient. Aber zu diesem Anstand gehört auch, sich selbst einzugestehen, wenn man ein Geschenk nicht mag, und es dann mit allem Respekt gegenüber der Geste zu entsorgen oder idealerweise an jemanden weiterzugeben, der sich wirklich darüber freuen kann.

Und bitte nicht aufgeben: Ausmisten ist ein Prozess oder sogar eine Philosophie, wie Katharina von Modern Slow schreibt – und deshalb sowieso nie mit einem einzigen Mal erledigt. Wenn es also beim letzten Mal nicht so ganz geklappt hat, dann mutig auf zur nächsten Runde! Besser jetzt als nie.