Mir ist ein Fehler im System meiner Kolumne aufgefallen. Ich schreibe Texte übers Introvertiertsein, um Verständnis zu schaffen, zu entstigmatisieren und ein Gespräch aufzumachen – und manchmal passiert das krasse Gegenteil.

Es scheint im ersten Moment logisch, dass aus jeder These eine Gegenthese gebildet werden kann. Wenn ich schreibe, dass introvertierte Menschen sanft, überlegt und tiefgründig sind, wollen manche daraus lesen, dass extravertierte Menschen grob, unreflektiert und oberflächlich sind. Dann wird geschimpft: Genau! Es kann ja nicht jeder so ein Brüllaffe sein, der sich 24/7 selbst feiert und nie nachdenkt, bevor er etwas sagt! Recht hast Du! Danke, dass Du es sagst!

Nur, dass ich das so nie gesagt habe. Habe ich es so gemeint – vielleicht ein bisschen? Nein. Ich bin sogar überzeugt, dass es überhaupt nicht so ist.

Es ist vielmehr so: Wer sich ständig rücksichtslos, unüberlegt und selbstbezogen verhält, ist wahrscheinlich einfach ein Idiot. Und Idioten findet man in jeder dieser Schubladen, die wir uns ausgedacht haben, um die Welt zu verstehen. Das Verständnis wird nicht mehr, wenn wir Schublade gegen Schublade denken.

Introvertierte mögen es manchmal schwer haben, weil Extraversion nicht nur eine Eigenschaft von anderen, sondern auch ein gesellschaftlicher Maßstab ist. Aber dafür können wir nicht einfach nur die anderen verantwortlich machen. Es sind ohnehin nicht die anderen; ich denke nicht in wir und die. Weil die auch meine Familie sind, meine Kollegen, und – meine Freunde.

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